Tequila – die tatsächliche Geschichte einer Jugendsünde
„Tequila has no history, there are no anecdotes confirming its birth. This is how it’s been since the beginning of time for tequila is a gift from the gods…“
Agaven, die Grundlage für Pulque, später Tequila und Mezcal gibt es in der Region, die wir heute Mexiko nennen, schon seit mehr als 8.000 Jahren. Diese Pflanzen zählen übrigens nicht zur Ordnung der Kakteen, sondern zu den Asparagales – den Spargelartigen. Laut der aztekischen Geschichte sind diese Pflanzen als gefallene Sterne vom Himmel gekommen und somit ideal geeignet für religiöse Deutungen und Mythen. Schon damals wurde diese unkultivierte Pflanze intensiv genutzt. Ihr Fleisch diente als Nahrung und aus ihren Fasern machte man Stoffe und Teppiche. Man deckte Hütten mit ihr und die Stachel nutze man als Nadeln. Sie war Heilpflanze und zugleich Rauschmittel. Und dieses den Priestern und Kriegern vorbehaltene Rauschmittel war besagtes Pulque.
Die Geschichte besagt, dass es der Blitz war, der eine Agave traf; deren Herz entzündete und einen wundersamen Nektar herausfließen ließ. Dieser Nektar weißt zwischen 5 und 7%vol. auf und ist seit ca. 200. v. Chr. bekannt. All dies sorgte dafür, dass die Agave zu einer heiligen Pflanze mit sogleich zwei Göttern wurde: Mayahuel als Göttin der Pflanze an sich und Patecatl als Gott des Pulque – beide waren passender Weise miteinander verheiratet.
Die nächste Zäsur in der Geschichte von Tequila lässt sich deutlich später finden, ist dafür jedoch umso genauer zu datieren. Im Jahre 1521 wurde die Region durch den Spanier Hernando Cortez erobert und kolonialisiert. Mit den Conquistadores kamen auch die ersten Brennblasen in die neue Welt, denn den Genuss von Alkohol wollte man natürlich sicherstellen. Doch die ersten Destillationsversuche des leicht alkoholischen Pulque misslangen. Dies – so stellte man später fest – lag an der extrem komplizierten und langen Stärke-Struktur der Agavenpflanze. Doch sehr schnell fand man eine Lösung: das vorherige Garen der Pflanzen brach die Stärke-Struktur auf und ermöglichte das Destillieren des Pulque. Der daraus gewonnene vino mezcal verbreitete sich sehr schnell im Land.
[Nachtrag: Durch die Geschichte mit dem Blitzschlag und der daraus entstehenden Hitze, sowie eines via Radio-Carbon-Methode bestimmten Gar-Ofens von 1.500 v. Chr. ist davon auszugehen, dass das Wissen um die Garung sowie deren Durchführung schon weitaus länger bekannt ist]
Be-Gründung des Modernen Tequilas
Unruhige Zeiten
Der Name Miguel Hidalgo ist eng an die mexikanische Unabhängigkeit gebunden, war er es doch, der mit einer Hand voll Aufständischer am 16. September 1810 die Alhondiga de Granaditas angriff und somit den mexikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Krone begann. Der Kampf des Volkes gegen die Besatzer war eine Zeit, in der Tequila zu einem wichtigen Instrument wurde – denn kämpfende Truppen sind bekanntlich gute und vor allem durstige Trinker. Nach vielen Wirrungen und blutigen Auseinandersetzungen einigte man sich 1821 juristisch und die Spanier ließen sich für die mexikanische Unabhängigkeit horend entschädigen, schließlich gehörten ihnen die fruchtbarsten Böden und ertragreichsten Mienen. Dies ist einer der Gründe, warum Mexiko bis in die Neuzeit mit einer enormen Finanzlast zu kämpfen hat. Doch mit dem Erreichen der Unabhängigkeit war es noch lange nicht getan, denn schon kurze Zeit später machte eben jenes Modell Schule und die bis dahin zu Mexiko gehörenden Gebiete Texas‘ beanspruchten das gleiche Recht für sich. 1836 erklärte sich der spätere Bundesstaat der USA als von Mexico unabhängig, was etwas später zu einer der berühmtesten Schlachten in der Historie Amerikas werden sollte: Die Schlacht von Alamo 1845. Mit ihr begann mehr oder weniger offiziell der amerikanisch-mexikanische Krieg, der bis 1848 dauern sollte und Mexiko knapp 50% seiner Landfläche kosten würde. Später jedoch wird dies einer der Gründe sein, warum Tequila in den heutigen USA eine der populärsten Spirituosen mit einem fulminante Jahresumsatz ist.
Auch nach dem Ende dieses Konfliktes wurde es nicht ruhiger in der zentralamerikanischen Region. Die Franzosen unter Napoleon III. versuchten 1862 – nach einem drei Jahre dauernden inneren Reformationskrieg – Mexiko zu erobern, was jedoch verhindert werden konnte. Der 5. Mai 1862 – die Schlacht von Cinco de Mayo, auch bekannt als The Battle of Pueblo – gilt als Tag der Niederschlagung der französischen Invasion. Dieser Tag wird jedes Jahr aufs neue gefeiert, vor allem jedoch im wichtigsten Markt für Tequila, den USA. Dort kommt man dann nicht um mindestens eine Margarita herum. In der Zeit dieser Wirrungen und des politischen als auch wirtschaftlichen Chaos wurde Mezcal zu einem wichtigen nationalen Identifikationsprodukt. Ein kleiner wirtschaftlicher Aufschwung setzte unter der neuen Regierung von Porfirio Diaz im Jahre 1876 ein und schon drei Jahre zuvor – 1873 – schickte die Hazienda Cuervo eine erste große Lieferung ihres Destillates in die USA. Damit beginnt der globale Erfolg dieser Spirituose und auch die langsame Ausdifferenzierung zwischen Mezcal und Tequila.
Vielen Dank an Sonja Erler, die in einem fantastischen Telefonat einige kleine Anmerkung offenbarte und der die Nachträge inhaltlich zu verdanken sind! Genau so sollte die Arbeit an den Themen stattfinden!
Vielen Dank liebe Sonja für deine Unterstützung!
Cheers.