Über Exil und Thron-Besteigungen
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts brach auch die große Zeit des Martini Cocktails an. Bartender über ganz Amerika verteilt, mixten unterschiedlichste Verhältnisse von Gin und Vermouth, gaben Bitters, Liköre, Oliven oder Zitronenzesten dazu. Ein schier endloser Kosmos, dessen grundsätzliche Richtung jedoch immer mehr auf eine deutliche Gin-Dominanz hinwies. Doch nicht nur in den aufstrebenden USA wurden Cocktails gemixt – auch im alten Europa etablierte sich eine Barszene, die ihren Ausgangspunkt in London hatte. In der Stadt, die heute als die Cocktailmetropole des Kontinents gilt – man denke an legendäre Bars wie das Artesian oder das Nightjar – öffneten sich 1874 erstmalig die Pforten zu einer Cocktail-Bar im klassischen Stile. Das Criterion von Leo Engel legte den Grundstein für eine globale Cocktail-Welle.
Anfang des 20. Jahrhunderts kam diese Welle im großen Stile nach Europa. Waren es noch Liköre und Bitters, die vor einer oder zwei Generationen aus Europa nach Amerika exportiert wurden, kamen sie in modernen Mischgetränken nun wieder in ihre alte Heimat zurück. Italienischer und vor allem französischer Vermouth brachten ihren beliebtesten Partner, den englischen Gin mit. Überall wurden Martinis getrunken und zwar deutlich trockener als noch vor ein paar Jahren. Ein Verhältnis von zwei Teilen Gin zu einem Teil Vermouth war das Normalste der Welt, häufig wurde sogar noch weniger Vermouth verwand.
Das trockene 20. Jahrhundert
Eine große Zäsur stellte die Zeit der 1920er Jahre dar: die Prohibition. Was als nobles Experiment extremistischer Totalverweigerer ausgerufen wurde, kehrte sich in seiner Wirkung um und sorgte dafür, dass neben organisierter Kriminalität vor allem der Hang und die Leidenschaft für Alkohol in „effizienter Genussform“ stieg. Der Filmemacher Luis Buñuel beschrieb die damaligen Umstände besonders treffend, wenn er anmerkt: „I never drank so much in my life as the time I spent five month in the United States during Prohibition. […] Prohibition was clearly one of the more non-sensical ideas of the century“.
Die Zeit des gemütlichen Trinkens war angesichts zu erwartender Strafen bei polizeilicher Verfolgung beendet, es galt die illegalen Möglichkeiten der Speakeasy Bars zu nutzen und so schnell wie möglich die Wirkung des Alkohols einsetzen zu lassen. Die Drinks wurden kleiner, kürzer und härter. Und immer trockener. Die Prohibition von 1920 bis 1933 ist ambivalent zu betrachten, brachte sie dem Cocktail und der Bar doch auch eine Menge Innovation und vor allem Verbreitung. Die Diaspora der Durstigen machte Havana zur Cocktail-Metropole der Welt, brachte aber auch Paris, London oder Madrid einen gehörigen Zulauf an professionellen Trinkern. Literaten, Schauspieler und Welterklärer bevölkerten die Bars des alten Europas und genossen gemeinsam einen Martini nach dem anderen, wobei dieser zunehmend trockener wurde. Eine äußerst populäre Mixtur war der sogenannte „in and out“ Martini, bei dem das Eis im Shaker nur mit Vermouth benetzt wurde, welchen man anschließend ausschüttete, damit nur nicht zu viel davon im Gin landete. Einer dieser extremen Genießer war Winston Churchill, für den es angeblich völlig reichte, wenn sich eine Flasche Vermouth im selben Raum befand, wie sein Martini.
Das erste schriftlich fixierte Rezept eines Dry-Martini Cocktails bei Louis Mückensturm 1906
Eine der vielen Speakeasy Bars in New York | www.shorenewsnetwork.com
Im Auftrag ihrer Majestät – geschüttelt, nicht gerührt!
Sean Connery als James Bond | Quelle: www.telegraph.co.uk
Wie gut, dass es in solchen Zeiten Helden gibt, die für Sicherheit sorgen und auf der richtigen Seite stehen. Einer dieser großen Helden war Brite, gutaussehend und behaftet mit einem Hang zu guten Drinks und schönen Frauen. Sein Name war Bond – James Bond.
Die Filme waren nicht nur eine Werbeträger für stilvolles Trinken, sie waren auch brillant geeignet für product placement. Egal ob Gordon’s oder Kina Lillet, später waren es vor allem Vodka-Marken, die viel von der Aura des Geheimagenten erhaschen wollten.
Quelle: Moët Hennessy | Der neue Werbespot für Belvedere Vodka
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