Erstaunlich ähnlich verläuft der Diskurs auf der – natürlich belebteren Fanseite – der Hamburger Bar aus der Rathausstraße 3. Auf die Frage „Soll man Monkey 47 nun aus dem Programm nehmen um neue, kleine, unabhängige Hersteller zu featuren oder den Affen im Programm lassen – schliesslich ist es ein großartiger Gin…“ eröffnet sich eine belebte Debatte. Es wird hier durch einige Gäste versucht, ihren Lieblingsgin (einen anderen als Monkey) in Stellung zu bringen, was natürlich mehr als fair und verständlich ist, da wir alle in unserer Lieblingsbar das präferierte Produkt genießen möchten. Doch die Mehrheit beruft sich ebenfalls darauf, dass es um die Qualität eines Produktes geht und nicht um die Zugehörigkeit zu einer Firma. So auch ein Kollege und Kenner der Szene. Axel Klubescheidt (Brand Ambassador von Absolut Vodka) bringt es sehr offen auf den Tisch: „Verstehe ich nicht so ganz. Ist nicht die Nachfrage und der Geschmack entscheidend? Für den Gast um den es geht. Diesen interessiert doch nicht wer das Produkt vertreibt. Meistens wissen die garnicht wer genau Pernod Ricard, Diageo, etc ist. Wenn mein Lieblingsfussballer zum Bayern München geht verbrenne ich ja auch nicht sein Trikot.“ Eine im Grundtenor ähnliche, jedoch den Kern des Pudels knackiger treffendere Aussage kommt von Phil von Kretsche (einem Gast des Löwen), der sehr trocken analysiert: „Einer der brandcalls… Viele bestellen ihn, um Wissen und Nerdigkeit nach außen zu tragen, aber schmecken muss das nicht allen, die danach rufen… Ob sich die Qualität verändert? Der Preis? Man wird es sehen … Und schmecken … Meine These : Betriebswirtschaftlich macht es sicher Sinn, ihn zu behalten. Ethisch gesehen sollte man kleine Unternehmen unterstützen , die neben Botanicals auch Liebe verarbeiten.“
Nicht unerwähnt sollen natürlich auch die Aussagen bleiben, die völlig legitim in die andere Richtung denken. Ein weiterer Gast sieht in dieser Möglichkeit zur Veränderung nicht nur die Chance für neuere – vor allem kleinere- Brands, sondern auch eine Gewisse Verantwortung für die Experten: „Defokussieren und New Commern eine Chance geben. Nur so ist der Anreiz da das neue Gute Drinks entstehen. Monkey wird weiter wachsen, auch ohne Euch. Aber Profis wie ihr solltet experimentieren. Mainstream wird es überall zu kaufen geben. Ich freu mich auf unbekannte Gin’s die von Euch in Zukunft entdeckt werden.„
Ein gutes Produkt bleibt ein gutes Produkt, daran ist nicht zu rütteln, doch es verbinden sich hier die beiden Teildiskurse zu einem Großen. Hier wird wieder an die Ausgangsfrage von Herrn Niederstrasser angeknüpft. Und die Debatte um den Faktor der Gentrifizierung der Drinkbestellung erweitert.
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